Die Rentnerin Lilia Dmitrievna oder einfach Lilya, wie sie alle sie nannten, seufzte schwer und rollte sich mühsam um.

LIFE STORIES

**Die Rentnerin Lilia Dmitrijewna**, oder einfach Lilia, wie sie alle nannten, seufzte schwer und drehte sich mühsam auf die andere Seite. Ihre Gelenke schmerzten, die Beine waren stark geschwollen.

Lilia war von den endlosen Krankenhausbesuchen und Behandlungen erschöpft. Sie lebte allein, war nie verheiratet und hatte vor langer Zeit einen Sohn aus ihrer ersten großen Liebe bekommen.

Plötzlich ertönte die Türklingel. Lilia Dmitrijewna bewegte sich schwerfällig bis zum Flur und öffnete die Tür.
Auf der Schwelle standen ihr Sohn Gleb mit seiner Frau Liza.

Neben ihnen stand ihr vierjähriger Enkel Mischa, der fest ein Spielzeugauto in den Händen hielt. Zu seinen Füßen saß ein riesiger Hund.

– *Mama, wir bleiben nicht lange,* – sagte Gleb schnell. – *Wir müssen dringend verreisen, Mischa und Teftel bleiben bei dir. In fünf Tagen kommen wir zurück und holen sie ab.*

– *Wie bitte… Aber ich… Ich bin doch krank… Ich kann kaum laufen, ich…*, begann Lilia Dmitrijewna zu stammeln und stützte sich auf den Türrahmen.

– *Wir hätten dich wirklich nicht belästigt, das verspreche ich,* – unterbrach Gleb sie. – *Aber ein Kind und einen Hund neun Stunden in eine andere Stadt mitzunehmen, das ist einfach zu anstrengend.*

– *Meine Mama… Sie ist nicht mehr da,* – fügte Liza hinzu, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Sie begann zu weinen. Gleich darauf brach auch Mischa in Tränen aus, und der Hund seufzte traurig, als ob er die Ernsthaftigkeit der Situation verstand. Lilia Dmitrijewna spürte, dass sie nicht mehr zurückweichen konnte.

*„Ich muss etwas tun!“* dachte sie.

Die Krankheit hatte sie vor einem halben Jahr ereilt. Dabei schienen 60 Jahre doch noch kein Alter zu sein. Aber immer häufiger sah sie ältere Menschen mit Gehhilfen und dachte: *„Früher war ich auch gesund.“*

Nun ließ ihre Gesundheit sie immer wieder im Stich.

Sie wusste, dass ihre Schwiegermutter, Irina Kirillowna, lange und schwer krank gewesen war. Lizas Vater, Iwan Petrowitsch, war schon lange tot. Und nun auch noch ihre Schwiegermutter… *„So gehen die Menschen dahin, ehe man sich versieht,“* dachte Lilia Dmitrijewna bitter. Die Schwiegermutter war sogar jünger als sie gewesen, und die Krankheit hatte sie in Windeseile ausgelöscht.

Gleb und Liza waren schon fort. Lilia blieb allein mit zwei „Gästen“ zurück: ihrem Enkel und dem riesigen Hund. Mischa saß auf dem Boden und umarmte den großen Hund, der den Jungen eifrig abschleckte.

– *Mischa… Beißt er nicht? Warum sieht er so gruselig aus? Hättet ihr euch nicht wenigstens einen Pudel zulegen können! Was ist das überhaupt für ein Tier?*, stammelte Lilia Dmitrijewna und blickte den riesigen Hund besorgt an.

– *Oma, das ist ein Engländer. Ein Englischer Bulldogge! Er heißt Teftel. Und er ist gar nicht gruselig, er ist lieb!* – antwortete Mischa überzeugt und streichelte weiterhin seinen zotteligen Freund.

Lilia Dmitrijewna selbst hatte, abgesehen von ein paar Katzen (die es schon lange nicht mehr gab), nie Haustiere gehalten. Erfahrungen im Umgang mit Hunden hatte sie überhaupt keine.

**Ihr Herz zog sich vor Mitleid für ihre Schwiegermutter zusammen**, die so unerwartet aus dem Leben geschieden war. Doch wie sollte sie mit einem lebhaften Kind und einem riesigen Hund zurechtkommen, wenn ihre eigenen Gebrechen ihr keine Ruhe ließen?

Das konnte sie sich absolut nicht vorstellen.

– *Man muss! Und er muss gefüttert werden. Er frisst Fleisch. Und Brei. Außerdem muss er spazieren gehen. Komm, Oma, lass uns rausgehen! Es ist schon Zeit!* – Mischa seufzte schwer und machte sich daran, seine Stiefel anzuziehen.

Lilia Dmitrijewna achtete nicht einmal darauf, was sie anhatte, als sie hinausgingen. Mischa drückte ihr die Leine in die Hand und hielt sich fest an ihrer anderen Hand. So gingen sie gemeinsam los.

Seit einer Woche hatte sie die Wohnung nicht verlassen – alles wegen ihres schlechten Zustands. Doch jetzt musste sie gehen. Der Schmerz durchzuckte ihren Körper, und Tränen traten ihr in die Augen.

*„Herr, gib mir Kraft! Wer, außer mir, soll helfen? Es gibt doch niemanden sonst – eine kranke Großmutter!“* betete sie still vor sich hin. Ihr geliebter Enkel und dieser Hund…

Teftel verhielt sich entgegen allen Erwartungen ruhig. Während des gesamten Spaziergangs zog er nicht einmal an der Leine und schenkte den bellenden und tobenden Hunden der Nachbarn keinerlei Beachtung.

Lilia Dmitrijewna empfand sogar Respekt für dieses Tier. Und als sie an einer Bank vorbeikamen, auf der sich die Nachbarinnen versammelt hatten, richtete sie ihren Rücken auf.

– *Hast du Besuch, Lilia? Du hast doch gesagt, dass du krank bist! Wie schaffst du das mit einem Kind und so einem Hund? Sollen wir dir helfen? Sonst fällst du noch ganz um! Junge, warum bist du überhaupt bei deiner Oma?

Sie ist doch halb tot! Und dann bringen sie auch noch einen Hund mit! Deine Eltern haben wohl das Gewissen verloren – alles auf die Kranke abgeladen, während sie selbst sicher Urlaub machen!* – ertönte die laute Stimme von Sinaida aus dem fünften Stock.

Lilia Dmitrijewna spürte, wie sich Mischas Hand anspannte. Sogar der sonst so ruhige englische Teftel schien missmutig mit dem Kopf zu nicken.

– *Schweigt, ihr Klatschweiber! Ihr redet nur, weil euch niemand die Enkel bringt! Ja, ich habe selbst darum gebeten, dass Mischa zu mir kommt.

Und ich bin nicht krank! Und dieser Hund – der ist reinrassig, ein Ausstellungschampion, wenn es euch interessiert! Sagt noch ein Wort vor dem Kind, und ihr werdet es bereuen! Ihr könnt ja nichts anderes, als über das Leben anderer zu urteilen.

Und übrigens, mein Sohn und meine Schwiegertochter sind nicht in den Urlaub gefahren, sondern um meine Schwiegermutter auf ihrem letzten Weg zu begleiten!* – sagte sie leidenschaftlich und ging schnellen Schrittes weiter, ihre kranken Beine völlig vergessend.

– *Hör nicht auf sie, Mischa! Oma freut sich immer, dich bei sich zu haben!* – sagte sie und umarmte ihren Enkel im Aufzug.

– *Oma… Du fliegst doch nicht in den Himmel, wie Oma Ira? Mama und Papa haben gesagt, dass sie jetzt dort wohnt. Aber… auch Opa ist dort. Und jetzt sie.

Oma, du fliegst doch nicht weg? Du lässt mich doch nicht allein? Ich liebe dich so sehr!* – Mischa umklammerte unter Tränen ihre Knie.

– *Was sagst du denn, mein Schatz? Weine nicht, mein Lieber! Deine Oma wird dir noch auf die Nerven gehen! Ich fliege nirgendwohin. Ich werde immer bei dir sein.

Ich bringe dich zur Schule, dann zur Uni! Deine Oma wird immer bei dir bleiben, Mischa!* – sagte Lilia Dmitrijewna fest und drückte den Jungen an sich.

Trotz ihrer Schmerzen bereitete sie das Abendessen zu, ging irgendwie einkaufen und machte sich am Abend erneut mit Teftel auf den Weg. Der Hund ging wie zuvor ruhig neben ihr.

Als ihr Enkel und der Hund eingeschlafen waren, nahm Lilia Dmitrijewna ihre Medikamente ein. Ihr ganzer Körper schmerzte, als hätte sie die ganze Nacht ein Loch unter ihrem Fenster gegraben.

Doch innerlich wusste sie: Es gab niemanden, auf den sie hoffen konnte. Noch in ihren Ohren klangen Mischas Worte, sein Weinen und seine Angst, allein zu bleiben.

– *Herr, hilf mir! Lass es wenigstens ein bisschen leichter werden. Nicht für mich, für meinen Enkel bitte ich dich!* – flüsterte Lilia Dmitrijewna.

Am nächsten Tag spielten sie mit Mischas Autos, und die Frau bemerkte plötzlich, dass sie mit ihm auf dem Boden herumkroch – etwas, das sie schon sehr lange nicht mehr getan hatte.

Danach kochten sie gemeinsam Brei, und später wusch sie Teftel, der sich ordentlich in Pfützen eingesaut hatte. Irgendwann küsste Lilia Dmitrijewna den Hund – ganz unerwartet für sich selbst.

– *Und warum habe ich gedacht, dass er unheimlich ist? Was für ein schöner Hund, und noch dazu so klug! Ein wahres Wunder-Hund!* – sagte sie zu sich selbst, während sie Teftel mit einem Handtuch abtrocknete.

– *Mischa, warum heißt er so?* – fragte die Großmutter ihren Enkel.

Der Junge lachte:
– *Er, Oma, liebt Teftele! Aber eigentlich hat er in seinen Papieren einen englischen Namen – Teftel!* – lächelte er.

Die Tage vergingen wie im Flug. Die Großmutter las Märchen, und Mischa zeigte ihr, wie man sie auf dem Tablet schaut. Zusammen lernten sie das Alphabet, und der Junge begann sogar, Wörter zu bilden.

Und Teftel liebte es, sich im Sessel zu wälzen und um Eis oder Stücke Käse zu betteln.

Eines Tages rief der Sohn an:
– *Mama, wie geht es dir? Entschuldige, wir mussten noch ein paar Tage bleiben.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du, krank, mit Mischa und dem Hund zurechtkommst. Aber wohin hätten wir sie sonst bringen sollen?*

– *Alles ist gut, ich schaffe das!* – antwortete Lilia Dmitrijewna. – *Red keinen Quatsch! Schließlich bin ich die Oma! Bleibt so lange, wie ihr müsst. Unterstütze Liza, es ist gerade so schwer für sie.

Und macht euch keine Sorgen um meine Gesundheit. Wir werden alle nicht jünger, aber jedes Problem lässt sich überwinden!*

Als Gleb und Liza sich ihrem Haus näherten, malten sie sich düstere Szenarien aus. Sie dachten, ihre kranke Mutter würde sich nur schwer fortbewegen, und Mischa und der Hund würden kaum zurechtkommen.

– *Gleb! Ist das deine Mutter? Läuft sie etwa?* – rief Liza aus.

– *Mama! Du gibst aber richtig Gas!* – staunte Gleb.

Im Hof rannte Lilia Dmitrijewna, versuchte, den Ball zu kicken. Es kam ihr vor, als hätte sie hundert Jahre lang nicht mehr gerannt! Doch jetzt bewegte sie sich, völlig die Schmerzen in ihren Beinen vergessend.

Mischa und Teftel jagten ihr mit freudigem Geschrei hinterher.

Als es Zeit war, Abschied zu nehmen, umarmte Mischa seine Großmutter fest und brach in Tränen aus.

– *Mischa, ich komme in zwei Wochen wieder zu dir! Wir gehen ins Café, spielen auf dem Spielplatz! Warte auf mich!* – sagte Lilia Dmitrijewna, hob ihren Enkel in die Arme – Arme, die vor kurzem noch nicht einmal einen Wasserkocher hochheben konnten.

– *Mama! Er ist doch schwer, warum tust du das?* – fragte Gleb überrascht.

– *Keine Sorge! Warte auf mich, Mischa! Alles wird gut! Tschüss, Teftel! Bald kommt die Oma wieder zu dir, wir gehen wieder spazieren!* – lachte Lilia Dmitrijewna.

Tatsächlich hatte sie früher mit Mühe gehen können, ihre Gesundheit hatte sie oft im Stich gelassen. Doch plötzlich änderte sich alles. Sie begann sich zu bewegen, und alle im Hof wunderten sich immer noch, wie das passieren konnte.

– *Mischa und Teftel haben mich geheilt* – sagte Lilia Dmitrijewna. – *Natürlich sind einige Gebrechen geblieben, aber das ist nicht schlimm.

Das Wichtigste ist, sich nicht hinzulegen! Wenn man liegt, wird man nie wieder aufstehen. Man darf sich nicht bemitleiden, sonst wird es nur schlimmer. Nicht immer sind Krankenhäuser und Medikamente in der Lage, Wunder zu wirken. Aber die Liebe kann das!*

Sie fügte hinzu:
– *Ich habe mir gedacht: Wie würden das Kind und der Hund ohne mich zurechtkommen? Wenn ich nur liegen bleibe? Also stand ich auf! Zuerst mit Mühe, dann kam der Wunsch zu leben.

Weil ich für sie gebraucht werde! Ich habe einen Grund zu leben! Also, so schlecht und schmerzhaft es auch sein mag, steht auf! Für die kleinen Händchen der Enkel, die euch vertrauensvoll umarmen.

Für eure Kinder, für eure Ehemänner, für eure Hunde und Katzen, die euch auch brauchen. Bittet den Herrn um Hilfe, sammelt eure Willenskraft.

Der Mensch ist zu vielem fähig! Das Wichtigste ist, zu glauben, zu kämpfen und jeden Tag zu genießen. Denn das Leben ist das Wertvollste, was wir haben!*

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