Mama, warum ist das so? Vika bekommt eine Zweizimmerwohnung, und bekomme ich eine alte Hütte meiner Großmutter im Dorf?

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– Mama, warum ist das so? Wika bekommt eine Zweizimmerwohnung, und mir bleibt das alte Haus meiner Großmutter im Dorf? Und das, obwohl ich mich um sie gekümmert habe! Ist das gerecht?

Ich schaute meine Mutter an, und meine Augen füllten sich mit Tränen.

Mama schwieg eine Weile, als ob sie ihre Gedanken ordnen wollte, und ich wartete auf eine Erklärung, die alles an seinen Platz bringen könnte.

– Uljanka, hör zu, – sagte sie schließlich. – Das war die Entscheidung deiner Großmutter. Sie wollte, dass das Haus dir bleibt. Sie sagte, dass du sie mehr als alle anderen liebst, dass gerade du in der Lage bist, unsere Geschichte dort weiterzuführen und zu bewahren.

– Aber ich habe so viel Zeit für sie aufgebracht, – brach ich hervor. – Ich habe mich um sie gekümmert, als sich niemand darum kümmerte. Jetzt scheint es mir ungerecht.

– Sieh nicht so darauf, – antwortete Mama sanft. – Deine Großmutter war sicher, dass du ihre Wahl verstehen würdest. Sie wusste, dass das Haus mehr ist als nur ein Gebäude. Es ist der Ort, an dem unsere Erinnerungen aufbewahrt werden, wo jeder Winkel mit der Geschichte unserer Familie verbunden ist.

Ich dachte nach. Tatsächlich liebte ich dieses alte Haus wirklich. Dort erlebte ich die schönsten Momente meiner Kindheit: Ich spielte im riesigen Garten, suchte versteckte Ecken auf dem Dachboden, hörte die Erzählungen meiner Großmutter am Ofen.

Aber in diesem Moment fiel es mir schwer, mich damit abzufinden, dass ich das Haus statt der städtischen Wohnung bekam, auf die ich ehrlich gesagt gehofft hatte. Jetzt miete ich nur ein winziges Zimmer.

– Und Wika? – fragte ich. – Warum bekommt sie die Wohnung?

– Weil sie sie jetzt mehr braucht, – erklärte Mama. – Sie hat ein kleines Kind, und ihre Situation mit Sascha ist schwierig: Sie haben keine eigene Wohnung, das Auto ist auf Kredit.

– Aber das ist doch ungerecht mir gegenüber, Mama, – widersprach ich stur.

Mama seufzte, stand auf und ging zum Schrank. Sie holte ein altes Fotoalbum und legte es vor mich.

– Du erinnerst dich doch, wie sehr du deine Großmutter geliebt hast? Wie sie dir beigebracht hat, wie man Kuchen backt, wie ihr zusammen Blumen im Garten gepflanzt habt? Sind diese Erinnerungen nicht mehr wert als eine Wohnung?

Ich blätterte durch die Seiten des Albums und betrachtete die alten schwarz-weißen Fotos. Meine Großmutter lächelte mich von jedem Foto an: Mal hielt sie meine Hand, mal gab sie mir ein Stück Kuchen. In mir regte sich etwas, warm und vertraut.

– Ich verstehe, Mama, – sagte ich leise. – Aber ich brauche Zeit, mich daran zu gewöhnen.

Mama umarmte mich. Ihre Stimme war leise, aber bestimmt:

– Ich weiß, du wirst in diesem Haus deinen Ort des Glücks finden. Und eines Tages wirst du verstehen, warum deine Großmutter so gehandelt hat.

Vielleicht hat Mama recht. Aber was soll ich jetzt, mit 24 Jahren, wenn mein Leben in der Stadt brodelt, mit diesem Haus anfangen?

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